
Co-Alkoholismus
Co-Alkoholiker ist jeder, der einen Alkoholkranken in seinem Fehlverhalten unterstützt. Das geschieht meist aus falsch verstandener Hilfsbereitschaft. Der Co. deckt das Verhalten des Abhängigen und bewahrt ihn so vor den Folgen seines Fehlverhaltens, indem er ihm Verantwortung abnimmt und Belastungen von ihm fernhält.
Er versucht, ihn zu kontrollieren oder toleriert sogar sein Trinkverhalten, weil er das Problem nicht richtig einschätzen kann. Der Alkoholiker kann dadurch seine Lage selbst nicht real erkennen. Das Suchtverhalten wird länger aufrecht erhalten, die Krankheit wird verschleppt und verschlimmert, die Motivation zur Behandlung verzögert oder sogar verhindert. Im Umfeld fast jedes Abhängigen befinden sich Co's, nicht nur in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis, sondern auch am Arbeitsplatz unter Kollegen und Vorgesetzten. Sogar Helfer, Ärzte und Therapeuten können sich unfreiwillig als Co. verhalten. Der Co. ist sich weder den wirklichen Ursachen seines Verhaltens noch deren Auswirkungen auf das Verhalten des Alkoholikers bewusst.
Der Partner bzw. enge Verwandte empfindet als Co. Liebe, Treue, Verantwortungs- und Pflichtgefühl. Er ist bestrebt, die Familie zu erhalten und nimmt dabei für sich und die anderen Familienmitglieder Nachteile in Kauf.
Der Helfer lässt sich von falschen Emotionen leiten,
- nimmt dem Kranken Verantwortung ab und trifft Entscheidungen für ihn.
- deckt sein Fehlverhalten und bewahrt ihn vor den Folgen seines Verhaltens
- verursacht durch seine ?Hilfsbereitschaft? eine Verzögerung der Motivation zur Behandlung und belässt den Kranken so in einem Zustand der Unselbständigkeit, um seine Helferrolle länger beibehalten zu können.
Der Freund und der Kollege am Arbeitsplatz deckt den Alkoholkranken gegenüber den Vorgesetzten aus Freundschaft und Kollegialität. Er will jedoch durch seine Toleranz oft selbst Unannehmlichkeiten aus dem Weg gehen und auch sein eigenes Verhalten nicht zur Kritik stellen.
Der Vorgesetzte am Arbeitsplatz toleriert Fehlverhalten und Leistungsminderung weil er nicht als unsozial gelten möchte.
Nur umfassende und fachgerechte Aufklärung kann dem Co. bewusst machen, dass seine vermeintliche Hilfe nicht nur sinnlos ist, sondern den Kranken darin unterstützt, sein süchtiges Verhalten beizubehalten, weil er keine dringende Notwendigkeit sieht, eine Änderung herbeizuführen.
Familienangehörige, insbesondere die Partner, leiden nicht nur psychisch unter der Sucht des Alkoholkranken, in vielen Fällen kommen dazu psychosomatische Beschwerden, meist Nervosität, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen bzw. Migräne und ständige Magenbeschwerden. Alkoholismus ist nach unserer Auffassung eine Familienkrankheit. In unseren Selbsthilfegruppen werden daher die Angehörigen von Anfang an mit in die Behandlung eingebunden.
Auch dann, wenn es dem Alkoholkranken endlich gelungen ist, trocken zu werden, ist in der Familie und insbesondere in der Partnerschaft noch lange nicht alles im Lot. Die Lösung dieser Probleme, die ursächlich mit der Sucht in Zusammenhang stehen, ist für die Stabilisierung des Kranken sehr wichtig und hilft ihm bei seinem Bestreben, eine zufriedene Abstinenz zu erreichen.